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Der Gildebittern

Schon den Protokollunterlagen der Alten Kremper Stadtgilde vor über 100 Jahren entnehmen wir, dass Gildebier, Wein, Kümmel und Bittern beliebte Begleiter und Stimmungsmacher eines jeden Gildefestes waren. Die Ursprünge eines besonders beliebten Kräuterschnapses gehen bis in das Jahr 1895 zurück. Seinerzeit gründete Peter Hesse eine Niederlassung der Bahrenfelder Brauerei in Krempe. Mit Pferd und Wagen wurden die Getränke im Stadtraum ausgeliefert. Nach dem l. Weltkrieg erhielt Peter Hesse zusätzlich die staatliche Zulassung zur Spirituosenherstellung und Weinhandlung. Er war ein sehr erfolgreicher Unternehmer, der mit immer neuen Ideen versuchte, den Absatz für Bittern und vielen neu kreierten Schnäpsen zu steigern. So mögen aus heutiger Sicht erfolgreiche Marketingstrategen darüber schmunzeln, dass damals der Bittern in manipulierten Gläsern ausgeschenkt wurde. Bei diesen Gläsern wurde die Standfläche und der Stiel entfernt. Somit konnten, aufgrund der Rundungen am unteren Ende, die Gläser nicht abgestellt werden. Zur Freude von Peter Hesse wurde dabei dem Alkohol reichlich zugesprochen. Nach dem Tod von Peter Hesse 1936 übernahm die Witwe Anna, unterstützt von ihrem Sohn Karl, den Betrieb.

Bis 1949 wurde der Annaberger Klosterbittern vertrieben. Mit einer etwas anderen Rezeptur präsentierten zum Gildefest 1950 die Gildebrüder Harald Bolten und Karl Hesse den Kremper Gildebittern. Während Gildebruder Bolten den Krempern den berühmten Bitternriemel

Herzhaft und ohne Zittern, schmeckt der Kremper Gildebittern

schenkte, steigerte Gildebruder Hesse den Bekanntheitsgrad und sorgte für den Absatz des neuen bekömmlichen Kräuterschnapses. Auf der Generalversammlung wurde in den ersten Gildejahren nach 1949 Kümmel ausgeschenkt. Der Ältermann bestrafte oder belohnte mit Bittern. Auf den Kümmmelausschank verzichtete man später. Dabei stifteten Gildebrüder, die vielfach auch angesehene Geschäftsleute in Krempe waren, als Förderer und Unterstützer die Bitternflaschen während der Versammlung. Und bei über 100 anwesenden Gildebrüdern wanderte so manche Flasche in das Bitterndepot der Gilde. Im Jahre 1958 musste der Bittern noch einmal nachgebessert werden, der Alkoholgehalt wurde von 40% auf 35% gesenkt. Nachdem Karl Hesse 1984 verstarb, übernahm die Witwe Eleonore das Geheimnis des Bitternrezeptes. Der Kremper Gildebittern war nicht nur Stimmungsmacher und eine wohltuende "Medizin", er war im weitesten Sinne auch ein großartiger Werbeträger und ein ausgezeichnetes Bindeglied bei vielen Anlässen zwischen nationalen und internationalen Freunden und Gästen mit der Gilde, seiner Fahnenschwenker und der Stadt Krempe. Sei es zu den Paten- und Partnerstädten in St. Martin (Österreich), Gramzow und Reichenbach oder bei den befreundeten Fahnenschwenkergruppen in Deutschland und ganz Europa.

Für den Bitternverkauf im historischen Gebäude in der Breiten Str. 51 gab es keine offiziellen Öffnungszeiten. Wenn die Haustür geöffnet war, war man als Gast und Kunde willkommen und neben dem Bitternkauf wurden dann gleich die Neuigkeiten aus Stadt und Land in Wohnzimmeratmosphäre ausgetauscht. Bis zum Oktober 2004 mischte Frau Eleonore Hesse die Zutaten per Hand zusammen und stellte die Flascheninhalte mühevoll in ihrem Kellerraum her. Die Familie Hesse stand der Gilde über die Jahrzehnte mit der Bitternversorgung und auch sonst mit allerlei Unterstützung zur Seite. Im Alter von über 80 Jahren hat Frau Eleonore Hesse die Bitterproduktion eingestellt.

Nach einer kurzen Übergangszeit ist es dem Gildebruder Werner Ott gelungen, dass in Krempe wieder Bittern hergestellt und dass auch der neue Kremper Bittern nur in Krempe vertrieben wird. Schon das Gildefest 2005 hat gezeigt, dass er bei vielen Gildeschwestern- und -brüdern Akzeptanz gefunden hat und auch weiterhin mit unserem Trinkspruch

auf das Wohl der Gilde    -    es lebe die Gilde

der Gildegeist geweckt und gestärkt wird.

  

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