gildewappen-gkk

Die Gilde vor und nach den Weltkriegen

Im letzten Jahrhundert kamen durch die beiden Weltkriege schwere Herausforderungen auf die Gilde zu, so wurde in den Kriegsjahren von 1914 bis 1919 und von 1940 bis 1948 keine Gilde gefeiert. Aber auch nach diesen beiden verheerenden Kriegs- und Krisenzeiten haben sich immer wieder mutige und engagierte Gildebrüder gefunden, die die Gilde neu beleb­ten.
Nachdem 1920 das erste Gildefest nach dem 1. Weltkrieg wieder gefeiert wurde, änderte sich auch der exklusive Charak­ter der Gilde als Bürgervereinigung. Die Folge war ein sprunghafter Anstieg auf 238 Mitglieder. Aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Entwicklung in den Folgejahren nahm die Mitgliederzahl wieder ab. Auch die Weltwirtschaftskrise beeinflusste das Gildeleben. So gab es beim Kranzbinden 1931 keine Torte mehr, sondern nur noch einfachen Kuchen. Man war gezwungen sich in vielen Bereichen einzuschränken, es wollte nämlich keiner mehr Jungschaffer werden. Nach 1933 wurde der Name "Kremper Schützengilde" auf Antrag geändert in "Alte Kremper Stadtgilde von 1541". Im Jahre 1939 wurde das vorläufig letzte Gildefest gefeiert. Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges zwang die Gilde zu einer Ruhepause. In den Jahren von 1940 bis 1948 wurden aber drei Vierwochenversammlungen abgehalten. Als besonderen Heimatgruß wurde den Gildebrüdern 1940 eine kleine Flasche Bittern an die Front geschickt. Wegen fehlender Flaschen konnte diese nette Geste 1941 nicht wiederholt werden.
Während der furchtbaren Kriegsjahre sind Verzicht und Entbehrungen der Menschen besonders groß gewesen. Deshalb war der Wunsch nach dem Kriege das Gildefest wieder aufleben zu lassen, verständlich.

Trotz vieler bevorstehender Schwierigkeiten und Sorgen fasste am 03.06.1949 die Vierwochenversammlung unter der Lei­tung des Ältermanns Wamser, des Hauptmanns Stange und des Gildeschreibers Martens den Beschluss, das Gildefest wieder zu feiern. Ein Jahr nach der Währungsreform bereitete besonders die Finanzierung des Festes große Probleme. Auch mussten einige Requisiten ersetzt werden. In dieser Notlage waren viele Gildebrüder bereit, ihrer Heimatgilde zu helfen. Sie haben mit Stiftungen dafür gesorgt, dass die Gilde wieder nach alter Sitte und Tradition feiern konnte, Durch die Aufnahme von Vertriebenen und Flüchtlingen aus den besetzten Ostgebieten und den zerbombten Städten war die Einwohnerzahl von rund 1.700 in den 30-iger Jahren auf über 3.200 gestiegen.

Auf Grund der vielen Neubürger stellte der damalige Bürgermeister Josef Lorenz die Bedingung, allen Bürgern der Stadt Krempe die Möglichkeit der Gildemitgliedschaft zu geben. Diese Entscheidung war damals nicht unumstritten. Aus heuti­ger Sicht aber ein zukunftsweisender und für den Fortbestand der Gilde wichtiger Schritt von der Bürgergilde zur Volks­gilde. Am 28.06.1949 wurde unter großer Beteiligung der Bevölkerung das erste Gildefest nach dem Krieg gefeiert. An dieser Stelle sei an eine Episode erinnert, die wir den schriftlichen Unterlagen unseres langjährigen Bürgermeisters und späteren Ehrenmitgliedes Josef Lorenz entnehmen können:

"An einem späten Nachmittag Mitte Juni umstreiften die Engländer mit MP bewaffnet das Rathaus, stürmten in den Sitzungssaal und requirierten das "Waffenlager". Alle Gewehre und Hellebarden der Gilde wurden auf einen LKW verladen und in das Stabsgebäude (Villa Meyenburg) gebracht. Als sie erkannten, das es alte Gewehre waren, wurden diese in die Stör geworfen. Es ist mir später nicht gelungen, den Ort der Versenkung ausfindig zu machen, trotzdem wir täglich zum Rapport beim englischen Kommandeur antreten mussten"

Gott sei Dank erschienen der engl. Besatzungsmacht Bücher - namentlich Protokollbücher der Gilde - weniger kriege­risch und sind der Gilde somit als Originalquellen erhalten geblieben. Im Jahre 1949 wurden keine neuen Waffen ange­schafft, lediglich das so genannte "schwere Gewehr" wurde durch den Altoffizier Feddersen gestiftet. Die Schützen wur­den mit Holzhellebarden ausgestattet, mit denen sie auch heute noch, geschmückt mit Schießkraut und Blumen, ausmar­schieren. Auf die Königsscheibe wurde mit der Armbrust geschossen. Der Schießstand war am Pferdemarkt und dort fand auch in der alten Turnhalle die Entthronung statt. Der Königsball wurde im Kremper Hof durchgeführt und im Hotel Stadt Hamburg die Kaffeetafel.

 

[Historie] [Ablauf der Gilde] [Satzung] [Gildemitglied werden] [Der Gildebittern]
[Home] [Die Kremper Gilde] [Historie] [Weltkriege]