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Der Gildemontag

Dieser Tag ist der Haupttag des eigentlichen Gildefestes. Für die Mitglieder des erweiterten Gildevorstandes ein auf­regender und langer Tag, der viel Einsatz, Verantwortung und damit verbunden Krafteinsatz erfordert. Denn für den Hauptmann, den Adjutanten, die Tamboure und die Jung- und Altschaffer ist bereits um 4.00 Uhr morgens Dienstbeginn, mit den drei traditionellen Böllerschüssen, die der Adjutant auf dem Marktplatz abfeuert. Hierzu bediente man sich früher alter Böllerkanonen (sie sind noch im Rathaus vorhanden), heute muss man jedoch leider aufgrund von ge­setzlichen Bestimmungen auf Feuerwerkskörper zurückgreifen. Nach den Böllerschüssen schickt der Hauptmann die Tamboure zum ersten Trommelschlag - und zum Wecken der Stadt - auf den Weg. Gleichzeitig beginnen die Schaffer mit dem Anbringen der Kränze und Fahnen am Rathaus und Schützenhof (Festzelt). Ferner wird das Schützenhaus zum König gebracht. Um 6.00 Uhr erfolgt bereits der zweite Trommelschlag durch die Tamboure, die ab jetzt von der Stadtkapelle Krempe begleitet werden. Der Vorstand (ohne Älter­mann, Gildeschreiber und Hauptmann) versammelt sich vor dem Rathaus, um dann um 7.00 Uhr den König zum Empfang im Rathaus abzuholen. Dort werden Majestät und Exzellenzen vom Ältermann, Haupt­mann, Gildeschreiber und Bürgermeister empfangen und zum Königsempfang in das Sitzungszimmer des Rathauses ge­laden. Zu diesem Empfang erscheinen dann auch die von der Gilde und der Stadt geladenen Ehrengäste. Der Ältermann be­grüßt die Majestät und seine Exzellenzen sowie die Gäste und wünscht allen ein harmonisches und fröhliches Gildefest. Während des Königsempfangs werden den Vorstandsmitgliedern und den Gästen durch die Jung- und Altschaffer Port­wein und ein spezielles Blätterteiggebäck, der Eiermahn gereicht. Zur Freude und zum Spaß der Kremper Lustgilde gehört auch der Brauch, dass einige Eier­mahnstücke stark gepfeffert und gewürzt sind. Es ist immer wieder ein schönes Bild zu sehen, wie die betroffenen Gäste versuchen, den verwürzten Eiermahn einigermaßen würdevoll zu essen.

Um 8.45 Uhr, nach dem Auftritt der Jungfahnenschwenker, erfolgt der 3. Trommelschlag. Unter dem Kommando des Hauptmannes marschieren zunächst die Schützen aus zum Fahnenschwenken auf dem Marktplatz. Zuvor hat der Hauptmann seine Schützen begrüßt und auf gutes Beneh­men hingewiesen. Das "große Gewehr" teilt er einem der neu aufgenommenen Gildebrüder zum Tragen zu. Nachdem die Schützen auf den Marktplatz marschiert sind, sammelt sich der Gildevorstand mit seinen Gästen vor dem Rathauseingang. Mit musikalischer Begleitung durch die Stadtkapelle und dem Kommando eines Altoffiziers marschiert dieser Zug dann auf den Marktplatz. Pünktlich um 9.00 Uhr beginnt das Fahnenspiel der Fah­nenschwenker. Es wird zu Ehren des regierenden Königs der Alten Kremper Stadtgilde durchgeführt. Die farbenfrohen Darbietungen der Fahnenschwenker locken jedes Jahr viele Zuschauer nach Krempe, die einzelne Aktionen immer wieder mit kräftigem Applaus belohnen. Der Höhepunkt des Fahnenschwenkens ist der Zitronenwurf.

Nach dem Fahnenschwenken marschiert der Gildezug unter dem Kommando des Hauptmannes durch die mit Buchsbaum ­und Fähnchengirlanden geschmückten Straßen von Krempe. Einen ganz besonderen Abstecher machen die Fahnenschwenker und der Gildeschreiber, sie besuchen das örtliche Seniorenheim und geben damit den dortigen Bewohnern die Gelegenheit, auch das wunderschöne Fahnenspiel zu genießen. So werden die älteren Mitbürger in das Gildegeschehen eingebunden.

Der Ummarsch wird unterbrochen durch die Einkehren beim Ältermann, Hauptmann und Bürgermeister. Während dieser Einkehren wird Erdbeerbowle ausgeschenkt und häufig auf das Wohl der Gilde getrunken. Diese Einkehren sind sehr beliebt, weil man sich in der persönlichen Atmosphäre im Wohnzimmer gerne austauscht und näher kennen lernt. Für den jeweiligen Gastgeber ist die Einkehr aber auch mit viel Arbeit verbunden. Denn oft kehren mit den Fahnenschwenker und der Stadtkapelle bis zu 90 Gäste für eine Ver­weildauer von ca. 30 Minuten in das Haus ein. Durch die persönliche Atmosphäre entwickelt sich eine ganz besondere Stimmung.

Im Jahre 2005 haben zusätzlich fast 80 Schützen mit ihren blumengeschmückten Hellebarden den Gildezug begleitet. Früher kehrten die Schützen in einer der vielen Gaststätten in Krempe ein. Heute werden sie meistens in den Gärten und Wohnungen der unmittelbaren Nachbarschaft mit Bowle und Bittern versorgt. Je weiter der Vormittag voranschreitet und je vergnügter die Gildebrüder werden, desto näher rückt für seine Majestät der Zeitpunkt seiner Entthronung heran.

Es ist bereits 13.00 Uhr als der Festumzug in bester Stimmung auf den Kremper Marktplatz einmarschiert. Viele Kremper Bürger und Bürgerinnen warten bereits sehnsüchtig auf den Gildeumzug.

Die Ordonnanz und die Kremper Stadtkapelle schwenken vor dem Festzelt ab und lassen den Hauptmann, den Gildevorstand mit seinen Gästen und die Schützen eintreten. Es herrscht bereits eine tolle Stimmung im Festsaal und Gäste, die heute zum ersten Mal am Festumzug teilnehmen, sind überwältigt. Sehr deutlich spüren sie den Ausnahmezustand in Krempe.

Nur mit Mühe verschafft sich nun der Ältermann in der tobenden Menge mit Zepter und Mikrofon Gehör. Erst nach dem dritten Zepterschlag beruhigen sich die Kremper mit ihren vielen Gästen von nah und fern. Der Ältermann spricht nun einige Grußworte an das Volk von Krempe. Anschließend bekommt die Majestät Gelegenheit, sich für seine Regierungszeit zu rechtfertigen. Majestät beginnt mit den Worten: „Volk von Krempe…“, mit lautem Gejohle macht sich nun das Volk im Festsaal bemerkbar.

Majestät versucht nun vergeblich mit Worten und Versprechungen eine Verlängerung seiner Amtszeit zu erwirken. Der Ruf aus dem Volk von Krempe “Nehmt ihm das Gehänge ab – Nehmt ihm das Gehänge ab“ wird dabei immer lauter. Am Ende übernimmt der Ältermann wieder das Mikrofon und die Schaffer warten bereits auf seinen Befehl Majestät dass Gehänge (Königskette) abzunehmen.

Vorher wird aber noch mit einem dreifachen Hoch auf unse­re Heimat Schleswig-Holstein angestoßen und des Schleswig-Holstein Lied gesungen. Nachdem noch ein letztes Mal gemeinsam auf das Wohl der alten Kremper Stadtgilde von 1541 getrunken wurde, beginnt die Zeit der „freien Liebe“ in Krempe, weil es nun keine Majestät mehr gibt. Erst wenn heute Abend ein neuer König in Krempe regiert endet diese schöne Zeit der freien Liebe.

Im Festzelt herrscht weiterhin bei Musik und Erdbeerbowle eine gute Stimmung, trotzdem müssen die Vorstandsmitglieder pflichtbewusst ihre Dienstpläne befolgen.

So auch heute nach dem Mittagessen, wenn es darum geht am Schützenhaus seine Aufsicht wahrzunehmen. Für die Einhaltung des Dienstplanes und der Disziplin sorgt der Schützenmeister. Den Gildebrüdern und Gästen steht die Preisscheibe für Jedermann zur Verfügung. Auf der begehrten Königsscheibe dürfen nur Gildebrüder ihr Glück versuchen, die gerne Majestät von Krempe sein wollen.

In der Zwischenzeit begeistern die Jungschaffer und ihre Frauen für ca. 1 Stunde die Kleinen mit dem “Vogelpieker“. Viele kleine Geschenke der örtlichen Firmen werden so an die Kinder weitergegeben.

Um 17.30 Uhr wird der Schießstand geschlossen, nun gilt es die beste Schießkarte zu ermitteln. Keine leichte Aufgabe, die der Gildeschreiber, der Schützenmeister und einige Vorstandsmitglieder zu bewältigen haben. Am Ende hat Krempe wieder einen König.

Nun gilt es seine Majestät zu informieren, welches von den Jungschaffern erledigt werden muss.

Majestät bestimmt seine Excellenzen, nämlich den Finanzminister und den Kultusminister. Wenn bei der Majestät alles vorbereitet ist, marschieren die Ordonnanz, die Stadtkapelle und der erweiterte Vorstand zur neuen Majestät hin, um ihn abzuholen. Nun kommt die schwere Aufgabe des engeren Vorstandes für die neue Majestät einen würdigen Namen festzulegen. Später trifft der Festumzug wieder beim Schützenhaus ein, Majestät und Excellenzen werden kurz vom engeren Vorstand begrüßt. Der Vorstand, die verbliebenen Gäste und die Schützen marschieren zum Fahnenschwenken zum Marktplatz.

Das Abendprogramm der Alten Kremper Stadtgilde von 1541 auf dem Marktplatz erfolgt um 19.30 Uhr in gleicher Reihenfolge wie am Morgen. Abends überreicht der Zitronenlieferant die gelben Südfrüchte an die Fahnenschwenker, welches morgens von einem Ehrengast gemacht wurde. Auch bedankt sich der Gildevorstand mit einem kleinen Blumenstrauß, übereicht von Kindern, bei den aktiven Fahnenschwenkern für ihren besonderen Einsatz.
 

Während das Volk von Krempe im Festzelt feiert, kommt der Gildevorstand im kleinen Sitzungssaal des Rathauses zur Inthronisierung und den Beförderungen zusammen. Majestät bekommt nun vom Ältermann seinen würdigen Namen genannt und er darf seine nicht immer ganz erst gemeinte Regierungserklärung abgeben. Erwartungsgemäß reagiert dann der Bürgermeister auf diese Erklärung mit seinen Ausführungen. Nun folgen die Beförderungen der Offiziere und Schaffer, die natürlich nur zum Tragen kommen, wenn Dienstag beim Königsball neue Jungschaffer vorgestellt werden. Die schwierigste Beförderung ist und bleibt aber die der Jungschaffer, denn viele Wortbeiträge erschweren diese Maßname. Selbst die Ehrenmitglieder haben nun die passenden Worte für diese scheinbar “Halben Menschen“.

Die Gildebrüder werden nochmals auf die anstehenden Aufgaben hingewiesen und jeder möge bitte pünktlich zum Dienst erscheinen. Bevor nun die Versammlung geschlossen wird, um im Festzelt mitfeiern zu können, wird ein letztes Mal gemeinsam auf das Wohl der Alten Kremper Stadtgilde von 1541 mit Kremper Bittern angestoßen. Mit dem Lied „Tausend Jahre soll sie leben…“ ist die Sitzung beendet.

Auf dem Marktplatz, im Festzelt und auf der Straße rund um das Rathaus feiern in bester Stimmung viele Kremper und Gäste. Bei keiner Gildeveranstaltung beteiligen sich so viele Menschen wie Montagabend nach Johanni. Hier feiert Jung und Alt gemeinsam miteinander. Mit Erdbeerbowle und Kremper Bittern wird bis in die frühen Morgenstunden getanzt, gelacht und geküsst. Der Ältermann, der Hauptmann und der Gildeschreiber versehen nun ihren letzten Dienst für diesen Gildetag. Sie sprechen mit den beteiligten Wirten über den Verlauf des Geschäftes und verkosten dabei jeweils eine Getränkeprobe. Nur mit Mühe finden die Kremper mit der aufgehenden Sonne den Weg in das Bett, denn am Dienstagmorgen heißt es wieder pünktlich zum Dienst zu erscheinen, ausgeschlafen und in bester Form versteht sich.

 

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